Für faire Partnerschaften am wachsenden Öko-Schweinemarkt

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Baden-Württembergs Staatssekretärin Friedlinde Gurr-Hirsch zu Besuch auf dem Demeter-Hof Lober im baden-württembergischen Braunsbach

Viel Überzeugungsarbeit in Sachen Bio ist bei der baden-württembergischen Staatssekretärin im Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz (MLR) nicht vonnöten. Friedlinde Gurr-Hirsch (CDU) macht ihre Haltung beim Ortstermin auf dem Demeter-Hof Lober in Rückertsbronn (Kreis Schwäbisch Hall) unmissverständlich deutlich: „Es ist klar, dass der Bio-Anteil bis 2030 auf 40 Prozent steigen soll.“ Aber, so schiebt sie gleich hinterher: „Die Menschen müssen es auch kaufen.“ Zustimmendes Nicken in der Runde.

„Die ökologische Wirtschaftsweise entspricht den Wünschen unserer Gesellschaft an eine nachhaltige und umweltgerechte Landbewirtschaftung und die Umsätze mit Bio-Lebensmittel sind daher auch stetig steigend“, erklärte Heinrich Rülfing, Vorsitzender des Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland (ABD), das zusammen mit der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall (BESH), vertreten durch ihren ersten Vorsitzenden Rudolf Bühler, zu dem Fachgespräch eingeladen hatte. Heiko Reinhardt, stellvertretender Landesvorstand Bioland Baden-Württemberg, Martin Ries, Ressortleiter Ökologischer Landbau im MLR und Christoph Zimmer, Ecoland, komplettieren die Expertenrunde.

Ferkelerzeuger Dietmar Lober hält auf seinem Hof 70 Bio-Sauen (Deutsche Landrasse und Schwäbisch-Hällische); die Ferkel gehen an einen Partner-Mäster. Lobers Demeter-Betrieb bewirtschaftet 45 Hektar Fläche. „Meinetwegen muss es nicht mehr sein“, sagt Dietmar Lober. Wachstum, betont der Bio-Bauer, sei nur eine Phase im Zyklus, „nichts, was ewig in eine Richtung geht.“

Die „bewusste Entscheidung für Bio“ sei das eine, merkte Friedlinde Gurr-Hirsch an: „Aber man muss auch davon leben können.“ Wichtig sei, dass die Bio-Bauern nicht ebenso unter Druck gerieten wie die konventionell wirtschaftenden Kollegen. Sie werde sich energisch für ein Gesetz gegen unlautere Handelspraktiken einsetzen – das sei ihr eine „Herzensangelegenheit“, verspricht die Politikerin.

„Daher sorgen wir mit dem Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland für einen guten Informationsaustausch unter den Bauern und vertreten gebündelt die Interessen der Bioschweinehalter gegenüber den Marktpartnern in Handel und Verarbeitung“, fasst Rülfing die Ziele seines Vereins zusammen. Für Christoph Zimmer hat die Corona-Krise deutlich gemacht, „wie wichtig regionale Wertschöpfungsketten sind“. Der Betrieb Lober mache deutlich, dass ein an die Natur angepasster Hof mit vergleichsweise wenigen Tieren eine Familie ernähren könne. Das sieht auch Heiko Reinhardt so, der seit 2017 „glücklicher Bio-Schweinemäster“ ist: „Bio ist die Chance, dass bäuerliche Familienbetriebe erhalten bleiben.“ Wenn der Preis stimmt und die Abnahme gesichert ist, ergänzt Rudolf Bühler. In der BESH – rund ein Drittel der Mitgliedsbetriebe arbeitet ökologisch - befinde sich die „Wertschöpfungskette in Händen der Bauern“. Das garantiere deutschlandweit höchste Preise.

Beim Ortstermin kommen auch Probleme zur Sprache. Dietmar Lober hat die bestehenden Stallgebäude in Eigenregie für die Bio-Haltung umgebaut, erklärt er. „Das ruft ja nach Premiumförderung“, sagt die Staatssekretärin. Die hätte er auch bekommen, entgegnet der Bio-Bauer. Er habe sie nach reiflicher Überlegung nicht in Anspruch genommen: „Ich will keine Förderung, die mir vorschreibt, in was ich investieren muss.“ Dazu passt der Spruch aus dem Jahr 1892 auf dem alten Gedenkstein der Scheuer: „Ich hab’s gebaut nach meinem Sinn. Wem’s nicht gefällt, der schaut nicht hin.“

Nun ist der Anteil von Bio-Schweinefleisch am gesamten deutschen Schweinemarkt derzeit noch verschwindend gering: „Leider gerade mal 1,5 Prozent“, macht Gurr-Hirsch deutlich. Hier setze sie auf Bio in der Gemeinschaftsverpflegung und habe da schon einiges erreicht. „Wichtig ist, Lieferketten aufzubauen“, sagt die Staatssekretärin, „in Hohenlohe ist der Geist da.“ Dazu trage auch die Bio-Musterregion Hohenlohe bei, die beispielsweise eine Bio-Projektwoche für landwirtschaftliche Berufsschüler initiiert hat. Da nickt Almut Rau zustimmend. Dietmar Lobers Partnerin ist Fachlehrerin für Landwirtschaft und von der ökologischen Wirtschaftsweise auf dem Betrieb überzeugt.

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